Vilnius Teil IV ~ Choralsynagoge

Bin dann weiter gelaufen zur Vilniusser Choralsynagoge.

Zum jüdischen Neujahrsfest im September 1903 wurde die Synagoge eingeweiht (Architekt Dawid Rosenhaus). Dieser maurische Bau hat im ersten Stockwerk eine Frauenseite und einen Chorraum. Es ist das einzige nach dem 2. Weltkrieg erhalten gebliebene und heute noch genutzte Gebetshaus von all den über 100 Synagogen und Gebetshäusern, die vor dem Krieg existierten. Aus Vilnius stammen viele weltbekannte Kantoren. In der Synagoge wird täglich gepredigt und laut Misnagdim-Tradition gebetet.
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Als ich dort ankam hatte ich wieder ein nettes Erlebniss. Ich traf ein jüdisches Ehepaar die auch nur auf Besuch in Vilnius waren. Ob sie dort Verwandte hatten weiss ich nicht. Sie wohnen in Tel Aviv (תֵּל־אָבִיב). Wir unterhielten uns ein wenig (in english). Sie sagt zu ihrem Ehemann das ich aus Schweden käme und er solle uns fotografieren. das fand ich besonders nett, er hat es natürlich auch mit meiner Cam gemacht. Nur leider hat er uns die Beine abgeschnitten und teils das Dach nicht mit drauf 🙂 Macht aber nichts ist trotzdem nett.

Diese Straßen gehörten zum mittelalterlichen jüdischen Stadtviertel, das sich von der Didžioji- Straße im Westen und bis zur Dominikonų- und Vokiečių-Straße im Osten erstreckte. Im Zweiten Weltkrieg war hier kurze Zeit das sogenannte Kleine Getto angesiedelt,  in diesem Viertel haben ca. 11000- 12000 Juden gelebt. Das Kleine Getto bestand bis zum Jahre 1941.

In der Žydų-Straße stand die Große Synagoge (sie blieb nicht erhalten); darin konnten ca. 3000- 5000 Betende Platz finden. Hier verwahrte man 18 Torarollen. Nicht weit entfernt standen das Gebetshaus des Gaon, die berühmte Strašūnas- Bibliothek und andere religiöse Gebäude des Synagogenhofes. Die Sowjetmacht zerstörte das alles vollständig.

An der Stelle der Großen Synagoge wurde ein Kindergarten gebaut, nicht weit davon steht das Denkmal für den Gaon, genau an der Stelle, wo einst sein Haus stand. Schmale und krumme Gassen mit Querarkaden haben ihr damaliges Aussehen erhalten. Von der altertümlichen Architektur ist einiges erhalten geblieben.

Das Große Ghetto von Vilnius existierte vom 6. September 1941 bis zum 23. September 1943.
Es zählte etwa 29 000 Juden, die größtenteils im Stadtbezirk Paneriai von Hitlersoldaten und ihren örtlichen Helfershelfern ermordet wurden..
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Hier befindet sich eine Gedenktafel mit einem Plan des Ghettos. Das Stadtviertel zwischen den Straßen Ašmenos, Dysnos und Mėsinių war der erste Stadtteil, in dem das alte historische Vilnius wiederhergestellt wurde.


Hier befindet sich das Jüdische Kultur- und Informationszentrum. Die Žemaitijos Str. trug 1921-1951 den Namen von M. Strashun. Die von Matitjachu Strashun zusammen getragenen Bücher wurden zum Kernstück der größten Judaika-Bibliothek Europas. Die Bibliothek wurde zusammen mit der Großen Synagoge vernichtet. Nachdem Litauen seine Unabhängigkeit wiederhergestellt hatte, wurde der Tag der Liquidierung des Großen Ghettos von Vilnius zum Tag der Genozidopfer unter den Juden in Litauen erklärt.

Tsemakh Shabad (שאבאד צמח) Denkmal


Tsemakh Shabad ist eine legendäre Persönlichkeit. Doktor Shabad war auf verschiedenen Gebieten aktiv: Wohltätigkeit (leitendes Mitglied der Gesellschaft zur Unterstützung von Kriegsflüchtlingen), Gesundheitsfürsorge (Gründer der Gemeinschaft Oze für Gesundheitspflege in Vilnius), Bildung und Wissenschaft (Mitträger der Zentralorganisation der jüdischen Schulen, einer der Initiatoren zur Gründung des JYVO-Instituts), im Gesellschaftsleben (zusammen mit J.Wygodski hatte er die jüdische Gemeinschaft in Vilnius wiedergegründet) und auch in der Publizistik.


Das wars für diesmal, es gibt immer noch einiges zu zeigen und berichten.

Forts. folgt

1) kanalizacijas
2) Vilnius Teil I- Ankunft
3) Zugreise Vilnius-Moskva
4) Vilnius-Teil-II
5) Vilnius-Teil-III